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Channel: Nation – Sezession im Netz
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Zwischen Hobbes und Hegel – Zum 25. Todestag von Bernard Willms

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12439055_1025539470838627_3811493261042759933_nvon Thor v. Waldstein

Wenn eine von fremden Mächten beherrschte Nation ihren Willen, über sich selbst zu bestimmen, noch nicht an der Garderobe der Geschichte abgegeben hat, so hat sie zuallererst eines nötig: die Erkennung der eigenen Lage. Daran hat es im besiegten Deutschland nach 1945 vor allem gefehlt.

Der Souveränität und damit eigener Entscheidungslagen enthoben, feierte man erbauliche Errungenschaften wie „Demokratie“, „Menschenrechte“, „Frieden“, „Stabilität“ und andere Worthülsen transatlantischer Provenienz, die allein dem Zwecke dienten, die Ohnmacht der Deutschen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu verschleiern.

Dennoch hat es Deutschland auch in dürftigen Bonner Zeiten – wie schon in den Bauernkriegen und den Befreiungskriegen, im Vormärz, im Spätwilhelminismus und in Weimar – nie an glänzenden Denkern gefehlt, die Roß und Reiter unseres nationalen Elends benannt haben.

Je mehr sich der Abschied von eigener Politik in Deutschland institutionalisierte und die real existierende Fremdherrschaft hinter der spanischen Wand der westlichen Werte verschwand, desto giftiger reagierten die Verwalter der politischen Dogmen von heute auf mutige Männer, die die Wirklichkeit aus dem Medienverlies befreiten und den Deutschen wieder Klarheit über ihre Lage verschafften.

Einer dieser Männer war Bernard Willms. Mit dem Satz „Der Mensch existiert politisch oder es gibt ihn nicht“ in seinem großartigen Essay „Antaios – oder die Lage der Philosophie ist die Lage der Nation“ hatte Willms 1982 die beamtete Universitätsphilosophie aus ihrem Theorieschlaf geweckt und eine Verortung der Philosophie an dem Begriff der Nation gefordert.

Damit hatte er ein Themenfeld aufgerissen, das westdeutsche Lehrstuhlinhaber, für die eine deutsche Philosophie nach Auschwitz offensichtlich gestorben war, über 40 Jahre lang unter westlichem Dogmenschutt vergraben hatten.

Im Laufe des nationalen Renouveaus der 80iger Jahre entwickelte sich Bernard Willms mehr und mehr zur Schlüsselfigur einer neuen deutschen Renaissance, die „von sich spie was mürb und feig und lau“ (Stefan George) und die „das harte Brot der philosophischen Wahrheit“ (Willms) suchte.

Wer die Lebenslinien dieses deutschen Philosophen studiert, wird feststellen, daß seine Entwicklung zum neuen Fichte der geteilten Nation nicht zwangsläufig war.


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